AKTUELL:
von Martin G. Wanko
Regie: Alfred Haidacher
bis: 18.01.2025
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DETAILINFOS:
Evald FlisarLetzte Unschuld
Regie: Alexander KropschPremiere: 13.04.2016
Termine:
Ute Walluschek-Wallfeld, Alfred Haidacher, Bernd Sracnik
In den letzten Tagen des bosnischen Krieges treffen eine Amerikanerin, ein Brite und ein sich nirgends mehr heimisch fühlender Bosnier inmitten der Hölle der winterlichen letzten Kriegstage in einer verlassenen Hütte aufeinander. John und Mary sowie der „Zigeuner“ sind Charaktere, die jeder für sich ein schreckliches Fehlverhalten (sozusagen eine „Sünde“) sühnen möchten.
Europa, das sein Christentum in die nach eigener Meinung „geringer zivilisierten“ Weltgegenden exportiert hat, es „zu Hause“ mit den Traditionen von Aufklärung und Liberalismus in einen gewissen Zusammenklang zu bringen gesucht hat, dabei ein erstaunliches kulturelles und intellektuelles Erbe aufgebaut, sowie feinsinnige soziale und demokratische Strukturen errichten konnte, ist dieselbe Weltgegend, die der Hauptschauplatz und Anlassfall der beiden großen Kriege und das schreckliche Aktionsfeld des Schreckens und der Schande des Holocaust wurde.
„Letzte Unschuld“ wirft einen Blick auf die dunklen Seiten der Moral des „christlichen Europa.“ Flisar rüttelt an den Grundfesten unseres moralischen Codes, erforscht die Natur von persönlicher Identität, moralischer Reinheit und des freien Willens.
Die Geschichte von den drei Fremden, die nach Vergebung im Zentrum der Hölle suchen, konfrontiert uns mit einem Drama von der Sünde, dem Opfer und der Vergebung. Während die Charaktere ihren Weg durch die Ruinen ihrer wunden Herzen suchen, müssen sie erkennen, dass die Rollen von Tätern und Opfern schnell wechseln können, und dass „Vergebung“ und „Aufopferung“ bloß noch Worte sind - in einer wahnsinnig gewordenen Welt.
Der dünne Firnis der „Zivilisiertheit,“ des „Gutseins,“ blättert schnell ab – ein Phänomen, dem wir uns im sogenannten „christlichen“ Europa, das ach so sehr um ebendiese Identität zu fürchten behauptet, im Angesicht der gegenwärtigen Flüchtlingsströme vermehrt gegenüber sehen.