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Schiller - ein Lustspiel Martin G. Wanko

Schiller - ein Lustspiel

Regie: Alfred Haidacher

Premiere: 23.03.2017

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Mit: Katrin Ebner, Laura Koch, Matthias Dielacher, Christian Krall, Alexander Kropsch

Kostüme: Eva Weutz

Bühne: Alfred Haidacher

Technik: Peter Spall

Hier handelt es sich, wie zuletzt bei „Kohlbein und Schatz“, um ein weiteres Stück aus der Reihe „Classics in the basement“ und der AutorInnenzusammenarbeit des TiK. Martin G. Wanko ist der nach Stückaufträgen am häufigsten im TiK zu sehende Autor im letzten Jahrzehnt. Wanko, der mit Brachialtheaterstücken wie „Who killed Arnie“ begonnen hat, ist mittlerweile Mitglied des TiK-Leitungsgremiums und einer der PR-Verantwortlichen am Theater im Keller.

  In dieser Arbeit nimmt sich Wanko Schillers an – oder besser gesagt: er nimmt sich Schiller vor. Wie nicht anders zu erwarten war, ist „Schiller – ein Lustspiel“ eine grobe Satire geworden. Basierend auf dem Schiller-Drama „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ hat sich Wanko zwar grob an Handlungsgerüst und dramaturgischen Aufbau der Vorlage gehalten, sonst aber keinen Stein auf dem anderen gelassen, die Tragödie zum Lustspiel umgearbeitet

   Dem Idealischen in Schillers “Fiesco”, der die Macht über Genua erobert, um sie in die Hände der Republik zurückzugeben (mit den Worten „Ein Diadem erkämpfen ist groß. Es wegwerfen ist göttlich“ zerbricht er hier das Zepter der Alleinherrschaft und ruft die Freiheit Genuas aus), hat Martin G. Wanko misstraut.  

   Nicht daran glaubend, dass es den rein idealisch handelnden Politiker gibt, verlegt er die Handlung in ein zur Kenntlichkeit entstelltes Comic-Wien, den italienischen?/österreichischen? Stadtstaat Vienna, wo sich ein HC Fiesco mit dem Herzog von Vienna (Michele Doria) und seiner rechten Hand, der „jungen Hoffnung“ Sebastiano Verrina, gar durchtrieben herumschlägt. Ob autokratischer Diktator oder sogenannter Demokrat: jeder der in vielfacher Hinsicht im Stück vorgeführten Politiker versteht die Staatsform, die er anstrebt, als Möglichkeit, den Staat in seinem Sinne zu formen, also die Macht zu erlangen, zu erhalten und ansonsten anzuschaffen, was zu geschehen hat. Der Satz „Der Staat braucht eine neue Form.“, den Sebastiano Verrina in „Schiller – ein Lustspiel“ vor sich herträgt, kann da nur als gefährliche Drohung verstanden werden. Und HC Fiesco meint nicht ganz zu Unrecht: „Ich muss gar nix tun. So schlecht wie ihr regierts läuft mir das Volk in Scharen zu.“  

   Wanko versteht seine Schiller-Zertrümmerung weniger als Kommentar auf die Klassik und ihre Literatur, sondern eher als Möglichkeit, die Selbstzentriertheit und die im eigentlichen Kern des Handelns stets vorhandene Inhaltsleere gegenwärtiger (österreichischer) Politik satirisch zu beleuchten und vorzuführen. Dass ein Vollidiot ganz „demokratisch“ an die Spitze eines bedeutenden Staates gelangen kann, hat die Gegenwart in einem Ausmaß bewiesen, das das Groteske in Wankos „Schiller – ein Lustspiel“ im realen Leben noch zu übertreffen droht. Wankos Bühnenhamburger riecht ganz gut, droht süchtig zu machen, ist mit einem Biss verspeist, nährt kurzfristig unglaublich und hinterlässt ein Gefühl der Leere, das dem Gefühl entspricht, das der im Stück angeprangerten Politik als populistischem Getue zwanghaft folgt.

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